Bewegung
...aus einem fotografischen Tagebuch... (2008-2010)
Ein Fotoessai von Thomas Krempke
(veröffentlich in Cinema #56)
Fotografie ist auch die Sehnsucht nach Stillstand, nach dem Anhalten der Zeit, ist ein Kampf gegen das Sterben und Vergessen, die Sehnsucht nach Ewigkeit - nach dem Verewigen, der alles verschlingenden Zeit einen Moment entreissen können.
Wenn in meinem Tagebuch tausend Fotos vorkommen, repräsentieren diese, addiert, im Höchstfall sechzig Sekunden meines Lebens. So viel Zeit konnte ich Chronos entreissen, eine klägliche Beute, aber immerhin. Fotografie ist ein grossartig klägliches Unterfangen!
Fotografie ist aber auch innehalten, wenn sich rund um einen herum alles bewegt. Die Welt zieht an mir vorüber, und ich stehe still - für einen Augenblick wenigstens, wenn ich fotografiere und der Zeit wieder ein Schnippchen geschlagen habe, ihr eine kleine Scheibe Ewigkeit gestohlen habe, dann wenn alle Bewegung eingefroren ist, ich die Zeit angehalten habe und für diesen Bruchteil einer Sekunde Unvergänglichkeit geschaffen habe, einen Moment auf einem Stück Papier.
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